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Feldkirch als Arbeitsort: Ein Erfahrungsbericht zwischen Realität und Potenzial
Wirklich, manchmal frage ich mich, wie oft der Name Feldkirch in Karrieregesprächen in Wien oder München ins Spiel gebracht wird. Wahrscheinlich seltener, als er es verdient. Die kleine Vorarlberger Stadt am Rand Österreichs – da, wo sich alles ein wenig dichter, kantiger, ja fast verschlungener anfühlt als im Durchschnitt der Republik – taugt kaum als Selbstläufer für große Ambitionen. Und doch: Wer einmal morgens am Bahnhof steht, das Rhein- und Illtal im Dunst sieht, und zwischen Bäckern, Bankern und Handwerkern das Pendlergewusel beobachtet, spürt eine eigenartige Aufbruchsstimmung. Nicht so mondän wie Innsbruck, nicht so betriebsam wie Dornbirn, aber mit einer Souveränität, die aufhorchen lässt. Das hat was.
Für Berufseinsteiger, die aus dem Schatten der Uni in die Arbeitswelt treten – und natürlich für alle, die von anderen Standorten den Wechsel ins „Ländle“ erwägen –, präsentiert sich Feldkirch als eigenwilliger Hybrid. Einerseits ein traditioneller Knotenpunkt für den Süden Vorarlbergs, dicht dran am Grenzübertritt zu Liechtenstein und zur Schweiz; andererseits modern, fordernd, stellenweise überraschend technologieaffin. Ich erinnere mich da an eine Gesprächsrunde mit Softwareentwicklern beim Mittagessen im Leonhardsplatz – die Dynamik hat mich verblüfft. Viele Unternehmen haben längst verstanden, dass Digitalisierung kein Modethema ist, sondern Überlebensfrage. Besonders in einem Markt, in dem der Ingenieur mit grenzpendelnder Sehnsucht und das kaufmännische Talent mit Abenteuerlust ausgestattet sind. Die Gehälter? Ein heikles Feld, ehrlich gesagt. Im Einstieg rund 2.800 € bis 3.200 € im gewerblichen Bereich, Fachkräfte in der Industrie oder Technik dürfen mit 3.300 € bis 3.900 € rechnen. Klingt nicht spektakulär – aber das Leben in Feldkirch, das darf man nicht außer Acht lassen, verschlingt längst nicht dieselben Summen wie in Zürich oder München.
Man könnte meinen, Feldkirch wäre für Branchenneulinge unter den Berufsstädten so etwas wie ein Underdog mit Potenzial. Das Bild ist komplizierter: In einem Marktumfeld, das von mehreren Grenzen eingerahmt wird, entsteht ein Zerren an Talenten. Fachkräfte sind begehrt und, ja, häufig schneller umworben als im Wiener Umland. Vorrangig im Maschinenbau, in Elektrotechnik, Bauwirtschaft – wofür der Standort eine kleine, aber bemerkenswert agile Unternehmenslandschaft bereithält. Namen muss man hier nicht nennen, die Spaten sind bekannt. Aber es sind nicht nur die großen Player, die hier das Bild prägen. Ein überraschend vitales Netzwerk kleiner Betriebe, Handwerksmeister, technologieorientierter Start-ups und bodenständiger Mittelständler macht Feldkirch zu einer Art Brennglas für regionale Ökonomie. Ich habe in so mancher Bäckerei mehr über Automatisierung gelernt als in einem Konferenzzentrum. Seltsam, aber wahr.
Natürlich: Das alles ist kein Zaubergarten. Für viele heißt Arbeiten in Feldkirch auch, sich mit langen Pendelwegen zu arrangieren – Pipeline-like zieht sich die Strecke nach Bludenz, oder nach Vaduz, je nachdem, wie die Angebote stehen. Wer mit Jobwechseln oder Neuorientierung liebäugelt, steht hier oft vor der Gretchenfrage: Setze ich auf die regionale Verwurzelung oder wage ich den Sprung über die Grenzen? Hier, das kann man nicht schönreden, trifft Selbstbestimmung auf Marktlogik. Aber: Wer sich die Mühe macht, über Wochenmärkte zu schlendern, im Café ein Gespräch über Produktionsketten aufzuschnappen oder sich mit den Bergen im Rücken ein Ziel zu stecken, der begreift schnell – viele der spannendsten Arbeitschancen entstehen genau da, wo die Linie zwischen Hauptstraße und Seitengasse verschwimmt. Feldkirch lebt von jenen, die sich trauen, ihre Komfortzone nicht als Endstation zu begreifen.
Wie lässt sich das auf den Punkt bringen, ohne in übertriebene Lobhudelei zu verfallen? Feldkirch verlangt Wachsamkeit, eine gewisse Zähigkeit und offene Augen für regionale Verschiebungen. Technologische Veränderungen – etwa in Energiewirtschaft, nachhaltigem Bau oder digitaler Verwaltung – schlagen hier schneller durch als es mancher ahnt. Den klassischen, linearen Karriereweg? Den gibt es kaum noch – es sei denn, man ist aus ganz besonderem Holz. Ausbildung, Quereinstieg, Weiterbildung: Die Stadt bietet Kanäle, aber selten breite Autobahnen. Das klingt nach Hürde, ist aber nicht selten eine Einladung, die ausgetretenen Pfade zu verlassen. Kein Ort für Bequemlichkeit, aber ziemlich sicher auch keiner für Kopien. Feldkirch – das ist ein Arbeitsort für Originale. Oder für solche, die es werden wollen.